Das Kind, das im Getreidemeer schwimmt
Ich bin Raffaele, ein Grossstadtkind aus Rom. Die schönsten Erinnerungen meines Lebens bringen mich zurück in meine Kindheit, in heisse Sommertage, die ich mit meinen Grosseltern auf dem Land verbracht habe. Mein Grossvater (“Nonno”) war ein Gutsherr und Getreidebauer. Nach der märchenhaften Erntezeit wurde das Korn in Getreidespeichern auf unserem Hof gelagert. Noch heute erinnere ich mich liebevoll an mein kleines Geheimnis jener Zeit: mich in den Kornspeicher zu schleichen und im goldenen Getreidemeer zu schwimmen. Die warme, wohltuende Umarmung und der wundervoll beruhigende Geruch des Weizens sind für immer in meinen Geist und meine Seele eingeschlossen. Meine Grossmutter schaute mich unweigerlich überrascht an, wenn mir auf dem Weg ins Bad das Getreide aus den Hosentaschen rieselte.
Italienische Bauern stellen oft ihren eigenen Wein her, und mein Nonno war da nicht anders. Sein hausgemachter Wein wurde zu unseren Familienfesten serviert, und auch für die Kinder gab es stets ein Schlückchen, verdünnt mit Mineralwasser. Der erste Funke meiner Leidenschaft für die Fermento Brewery entspringt diesen innigen Kindheitserinnerungen.
Die Liebe zur Natur, die in jenen heissen Sommertagen in mir heranwuchs, blieb mir erhalten. Einige Jahre später schrieb ich mich an der Universität Perugia für ein landwirtschaftliches Studium ein und widmete mich dem Forschungsfeld der Fermentation. Bezeichnenderweise waren die universitären Labore in einem 1000 Jahre alten Benediktinerkloster untergebracht. Während ich als junger Student mit meinen schäumenden Gärsäften arbeitete, kam es mir oft so vor, als wäre ich in jene Zeiten zurückversetzt, als die Mönche des Klosters ihr Bier brauten.
Ein paar Jahre später bin ich nach Schottland gezogen, wo ich meine Forschung fortsetzte und für einen der grössten Bierproduzenten arbeitete. Ich lernte unheimlich viel über das Brauhandwerk, und meine Liebe zum Ale blühte auf! Dieses Ale hatte eine Schaumkrone so weich wie Cappuccino und Bläschen so fein wie Champagner!
Ale wurde nicht nur zu meinem beruflichen Lebensinhalt, sondern auch mein soziales Leben drehte sich um dieses wunderbare Bier, das ich mit meinen Freunden im örtlichen Pub von Dundee genoss. Ich war durch und durch inspiriert!